eSport – worum geht’s?

3. September 2019

ÜBERREGIONAL. Seit etwa einem Jahr verfügt Bayern München über ein eigenes eSport-Team, das wurde damals in sämtlichen Medien verkündet. Allerdings handelt es sich nicht um eine FIFA-Mannschaft, sondern um ein Team, das den NBA 2K-Basketball aufmischt. Was soll das Ganze überhaupt?

NBA 2K, das ist eine Serie von Computerspielen, die im Jahr 1999 ihren Anfang nahm. Es handelt sich um eine Basketballsimulation des Entwicklers Visual Concepts, der jedes Jahr eine neue Folge herausbringt. So bleibt das Spiel nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich aktuell, denn es richtet sich darauf aus, den aktuellen Basketballsport abzubilden. Besonders die National Basketball Association (NBA), also die nordamerikanische Profi-Liga, steht im Fokus des Spiels.

Bei FIFA handelte es sich hingegen um eine Fußballsimulation, die ebenfalls Jahr für Jahr mit einer neuen Folge glänzt. Doch Bayern München hat sich für „Bayern Ballers Gaming“ entschieden, so nennt sich das eigene eBasketball-Team des Rekordmeisters. Die Mannschaft wurde aus neuen Talenten geformt, und eben nicht aus bereits bekannten Gaming-Topstars.

Der Traum von der großen eSport-Karriere

Längst bietet der digitale Sport durchaus Karrierechancen für die jungen Menschen, die sowieso gerne viel Videospiele zocken und dabei erfolgreich sind. eSport ist inzwischen ein Milliardengeschäft geworden, die Branche wächst stetig. Spiele wie Dota 2, League of Legends oder Counter-Strike schütten Turnier-Preisgelder in Millionenhöhe aus, die Hersteller der Titel können so den Markt noch mehr befeuern. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen eher von einer eSport-Karriere als von einem Werdegang als Profisportler träumen. Es scheint leicht verdientes Geld zu sein, mit einem Hobby, das einfach nur Spaß macht. Allerdings hat die Sache natürlich auch einen Haken: Die Konkurrenz wird immer stärker, die Anforderungen wachsen immens. Also genügt es nicht mehr, nur nebenbei ein bisschen zu zocken, um vorn an der Spitze zu stehen.

Moderne eSportler, die wirklich Turniere gewinnen und hohe Preisgelder absahnen möchten, benötigen tägliches Training, und das stundenlang. Sie müssen sowohl geistig als auch körperlich absolut fit sein, wenn ihr großer Tage gekommen ist. In ihrem Metier gilt es nämlich bei Turnieren stets hellwach zu sein und innerhalb von Millisekunden zu reagieren. Die Hand-Auge-Koordination darf keine Schwächen aufweisen, Disziplin, Konzentration und taktisches Geschick gehören zu den dringend erforderlichen Eigenschaften. Das klingt jetzt aber gar nicht mehr wie reiner Spaß, oder?

Wie ernst die Sache ist, das zeigt das Geraer Unternehmen Ad Hoc Gaming GmbH. Es schuf 2018 eine Möglichkeit für junge Menschen, gleichzeitig eine Berufsausbildung und ein intensives eSport-Training zu absolvieren. Der Deal lautet: Vier Stunden pro Tag in der Firma arbeiten, vier Stunden dem digitalen Sport nachgehen. Jetzt hat sich auch noch ein Fitness-Studio diesem Projekt angeschlossen und lädt die eSportler dazu ein, ihren Körper in Topform zu bringen. Demnächst soll in Gera sogar ein eigenes eSport-Internat entstehen, als Kaderschmiede für die neuen digitalen Helden.

Zahlen und Fakten zum weltweiten eSport

Ein Blick nach Südkorea zeigt, wie auch hier die Zukunft aussehen könnte: In dem asiatischen Vorzeigestaat entstanden mehr als 200.000 Arbeitsplätze im eSport-Bereich. Das Echtzeit-Strategie-Spiel StarCraft steht nicht nur dort hoch im Kurs, weltweit formen sich Trainingsgruppen, werden Public-Viewing-Events ins Leben gerufen und schälen sich erfolgreiche Profispieler aus der Masse. Zu den Finalspielen der stärksten südkoreanischen StarCraft-Ligen versammeln sich regelmäßig 100.000 Live-Zuschauer, ganz zu schweigen von dem Publikum, das daheim am Display sitzt.

Auch in Deutschland nimmt der eSport-Sektor Fahrt auf: Zum Finale der ESL Pro Series erschienen etwa 5.000 Menschen, rund 40.000 Fans verfolgten das Geschehen am Bildschirm. Das Dota-2-Meisterschaftsturnier „The International“ schüttet seit 2014 regelmäßig Preisgelder von mehr als 10 Millionen Dollar aus, es handelt sich um die höchst dotierte Veranstaltung dieser Art. Wenn wir uns zusätzlich daran erinnern, dass sich der eSport noch in der Entwicklung befindet und viele Menschen weltweit nicht einmal von dieser neuen Sportbranche erfahren haben, werden die grandiosen Zukunftsaussichten klar: Die Online-Welt schickt sich an, die Offline-Welt zu erobern.

eSport und Schach: zwei Sportarten mit Gemeinsamkeiten

Der eSport ist ein wenig vergleichbar mit Schach, auch hier halten sich die eigenmotorischen Bewegungen der Teilnehmer in Grenzen. Doch in beiden Sportarten führt ausschließlich das Können zum Ziel, Zufälle besitzen nur einen minimalen Einfluss auf den Ausgang eines Turniers. Beim Schachspiel kommen heute kaum noch Zweifel auf, dass es sich hierbei um einen echten, wenn auch augenscheinlich wenig actionreichen Sport handelt. Der eSport ist relativ neu, er besitzt keine jahrhundertelange Tradition und wird deshalb von vielen Menschen noch skeptisch beäugt. Trotzdem lässt sich ohne Weiteres sagen: Ohne großes Talent und ganz viel Training lassen sich damit kaum Erfolge erzielen. Zumindest nicht im Rahmen nationaler und internationaler Turniere, die mittlerweile hochkarätige Konkurrenz zu bieten haben.

Auch Semi-Profis haben im eSport ihre Berechtigung, diese finden sich hauptsächlich auf den Videokanälen von YouTube und Twitch. Sie besitzen dort eigene Accounts und streamen vor teilweise Hunderttausenden von Fans ihre Gaming-Runden. Nebenbei gehen sie vielleicht einer geregelten Arbeit nach oder studieren. Einige von ihnen verdienen sich mit Werbeeinblendungen ein paar Euros nebenbei, andere können sich mit ihrem Einkommen ein richtig schönes Leben machen. Aus diesem Pool von Nachwuchstalenten schälen sich Stück für Stück die Superstars heraus, die in der Szene ebenso heiß umjubelt werden wie berühmte Filmschauspieler oder Rockmusiker.

Nils Hünerfürst

Männlich - 32 Jahre alt - Mediengestalter für Bild und Ton - und Hünerfürst ist mein Nachname.

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