Direkt zum Streamen – wie Netflix den Filmstar um die Ecke bringt

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Seit einigen Jahren nun spielt Netflix bei den Grammy-Verleihungen in den USA eine sehr zentrale Rolle. Allein dieses Jahr konnte sich der Anbieter über mehr als 70 Nominierungen freuen; auch die ersten Oscar-Nominierungen sind bereits in Haus geflattert, es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Hauptdarsteller die beliebte Trophäe für einen gestreamten Film entgegennehmen wird. Ist das aber alles so gut? Ein Blick auf eine Branche, die wohl umkämpfter ist auf den ersten Blick angenommen werden mag.

Keine Freunde

Kinos hassen Netflix. Diese Powerhäuser zu den spektakulären Fantasien, die Hollywood erfunden hatte, hatten es jahrelang gut. Als ein Blockbuster veröffentlicht wurde, gab es nur einen Ort, an dem man ihn für die ersten Monate sehen konnte. Da der Filmindustrie jedoch die Ideen ausgehen, beschlossen Streaming-Dienste wie Netflix und Hulu, eigene Filme zu machen und diese nicht mehr nur einzukaufen. Jetzt werden die besten neuen Filme und das Fernsehen nicht mehr von großen Studios produziert – und Kinobesitzer sind eher unzufrieden. Aber sie scheinen ein wenig hilflos, denn Hollywood selber scheint sich nicht groß zu kümmern, solange der Rubel rollt.

Eine Instanz stirbt aus

Das Kino ist auf fast jeder Ebene eine antiquierte Institution. Heute werden eher Klassiker im Open Air Kino, seit neuestem auch im Autokino oder im Sommer auf dem See in Schlauchbooten gezeigt; besonders „der weiße Hai“ ist hier ein stets wiederkehrendes Highlight Diese immersiven Filmerlebnisse unterscheiden sich von den kniffligen 3D-Filmen, die Kinos und Studios als immersive Erlebnisse vermarkten. Kinobesuche kosten mittlerweile für vier Menschen oft mehr als 30€; ein monatliches Abo bei Netflix beispielsweise fängt schon bei 12€ an – womit man zudem einen viel größeren Zugriff auf Filme und Serien hat. So wird das Kino keine Chance haben.

Letzter Strohhalm Kooperation

Vielleicht ist es nun an der Zeit, das Kino so weit zu revolutionieren, um Menschen wieder dafür zu begeistern. Klingt einfacher als getan, aber viele andere Branchen haben gezeigt, wie man herkömmliche und traditionelle Aspekte mit modernen Konzepten in Einklang bringen kann – bestes Beispiel ist hier die Glücksspielszene. Das Live Casino hat zwar das altbackene Glückspielhaus am Stadtrand ein Stück weit in Vergessenheit geraten lassen, aber eben nur fast. Noch immer leben sie Hand in Hand, auch weil sie unterschiedliche Gruppen und Interessen unter dem gleichen Deckmantel abgrasen. So oder so ähnlich sollte es auch beim Kino gehen – denn sonst wird Netflix bald einen uneinholbaren Vorsprung haben und Kinos nie wieder einen Marvel Film oder den echten Blockbuster begrüßen dürfen.

Letztendlich möchten die Zuschauer mehr Filme in besserer Qualität haben. Hollywood hat sie an dieser Front zunehmend im Stich gelassen, indem es sich mehr um Geld (und Neustarts) als um originelles Geschichtenerzählen kümmerte. Wenn Netflix Abhilfe schaffen möchte, wen interessiert es dann, ob sie dann einen Oscar gewinnen werden? Hat Netflix also den Filmstar um die Ecke gebracht? Jein. Denn Kinos sind letzten Endes nur der verlängerte Arm von Hollywood und anderen Produzenten; hier haben die Versäumnisse schon viel früher begonnen.

Nils Hünerfürst

Männlich - 31 Jahre alt - Mediengestalter für Bild und Ton - und Hünerfürst ist mein Nachname.

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